In sanfter Anlehnung an die laufende Ausstellung im Museum Strauhof werden im JULL dieser Tage Texte von Kurt Marti (1921-2017) weitergeschrieben. Wobei weiterschreiben alles Mögliche bedeuten kann. Von Umschreiben bis hin zu Frei-nach-Schreiben, Inspiriert-von-Schreiben. Mit von der Partie eine Klasse des Gymnasiums Unterstrass mit der Deutschlehrerin Karolina Zegar und der Autor Guy Krneta, grosser Marti-Freund und literarischer Nachlass- und hier auch "Neulass"verwalter. Guy schreibt zu den ersten zwei Workshops: Kurt Marti war ein Wortsammler, ein Wortschöpfer, ein Wortarrangeur, ein Wortspieler und vor allem ein Wortbefrager. Er liess sich von der Konkreten Poesie anregen, entdeckte, entwickelte, erfand und suchte dann an anderer Stelle weiter. Er hinterliess ein offenes und vielseitiges Werk, das zugänglich ist und gelegentlich verblüffend in seiner Prägnanz und seinem Wortwitz. «kurt marti weiterschreiben» konfrontiert Jugendliche mit einem Dichter, dessen Name ihnen unbekannt ist. Dessen Werk aber nicht versperrt ist durch Eitelkeiten und Autorität, sondern geradezu einlädt zu eigenen schreiberischen Versuchen, in der Tradition der Konkreten Poesie und darüber hinaus.
Zwei Treffen haben in der Zwischenzeit stattgefunden und es ist beeindruckend, wie engagiert und selbstverständlich die Jugendlichen auf die Experimente von damals einsteigen. Wie Martis diesseits-betontes, schöpfungs-zugewandtes Denken noch heute anstiftet zum Weiterdenken, wie viele Anknüpfungspunkte er anbietet – gerade weil das Werk frei ist von erdrückenden Hauptwerken. Wie fruchtbar es ist, Marti weiterzuschreiben im Jahr 2021.
Projekt 162 - "Marti weiterschreiben". Unterstrass.edu, Klasse 2C (Lehrerin: Karolina Zegar). Schreibcoach: Guy Krneta. In Kooperation mit dem Grossmünster Zürich. Illustration: Aus dem Manuskript Wortwarenladen, Foto JULL.
Commentaires